KARL AUGUST (KARLI) BALSER
Der ältere Bruder meines Vaters Helmut Balser
Eltern
Generalkonsul |
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Karl August | Marie |
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BALSER | THEOBALD | LOSS |
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geh. | verh. BALSER |
| verh. LOSS |
* 17.05.1897 | * 25.05.1890 | * | * |
Assenheim/Friedberg | Gießen |
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+ 27.02.1956 | + 16.02.1981 | + | + |
Gießen | Darmstadt |
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66 | 90 |
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Korvettenkapitän |
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Karli (Karl August) | Ulla |
BALSER | LOSS
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geh. 05.08.1939 in Arnswalde | verh. BALSER
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* 23.05.1914 | *12.11.1916 |
Tientsin/China | Dresden |
+ 07.07.1981 | + 28.06.1996 |
Mainz | Kiel |
67 | 79 |
2 Kinder
1. Sohn von Karl August Balser
Karl August (Karli) Balser
Enis erster Sohn bekam traditionell den Vornamen Karl August. Aus dem etwas hausbackenen, langen Namen wurde schnell ein kurzes Karli. Dies diente außerdem der besseren Unterscheidung. Karli wurde am 23.06.1914 in Tientsin in China geboren. Die Familie lebte aber in der deutschen Kolonie Tsingtau. Karli erfuhr das unstetige Leben eines Diplomatenkindes. Erst als Oberstufenschüler wurde er in Darmstadt bei seinem Großvater Dr. August Balser bodenständig. Er wurde nicht wie sein Vater Diplomat, sondern Offizier der Marine. Es waren noch hoffungsvolle Zeiten als Karli 1941 Ulla Loss heiratete. Karli war ein gut aussehender, sportlicher und hochgebildeter, junger Offizier mit glänzenden Aussichten. Am Ende des Krieges war er Korvettenkapitän, aber ohne einen zivilen Beruf.
1941 war Karli Kapitän des Hilfskreuzers „Komet“ und bereiste die Weltmeere, um deutsche Flüchtlinge aufzunehmen. Danach kommandierte er das Torpedoboot T 16. Er fuhr Geleit für Dampfer mit wertvoller Fracht. Anfang April 1945 griffen sein Boot englische Bomber an. Es wurde das Heck so schwer ge-troffen, dass das Boot abzusinken drohte. Alle Mann in Schwimmwesten. Da lag nun das manövrierunfähige Boot und erwartete weitere Treffer. Aber die Bomber hatten ihre Munition abgeworfen und verschwanden. Er forderte Hilfe vom Heimathafen Frederikshavn in Dänemark. Sein Boot war manövrierunfähig und drohte zu sinken. Die Mannschaft schaffte es, das Boot vor dem Sin-ken zu retten und setzte sogar ohne die Hilfe von Elektronik die Fahrt fort. Die Mannschaft des entgegenkommenden Abschleppers konnte es kaum glauben. Wenig später, am 8. April, war der Krieg zu Ende. Karli und seine Crew hatten den Krieg überlebt.
Onkel Karlis Sorge nach Beendigung des Krieges galt in erster Linie seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern. Arbeit gab es für einen ehemaligen Berufsoffizier der Marine nicht. Mit Musik versuchte er sich über Wasser zu halten. Bei den reichen, im Überfluss lebenden US-Amerikanern in Süddeutschland wollte er sein Glück versuchen. Seine Familie wollte er später nachholen. Karli und seiner Familie ging es nicht schlecht in den Hungerjahren nach dem Krieg. Er musste seine Entscheidung nicht bereuen. Mit seiner Musikalität und den glänzenden Englischkenntnissen hatte „Charly“ als Bandleader großen Erfolg in den amerikanischen Clubs in Murnau und Umgebung. Sein Vater sah die Aktivitäten seines Sohnes bei seiner Rückkehr 1948 aus Japan mit anderen Augen. Für einen Musiker sah er im langsam sich wirtschaftlich erholenden Deutschland mit dem sich anschließenden Wirtschaftswunder keine Perspektive. Die Schwierigkeit war, sein Sohn hatte als Berufsoffizier keine zivile Berufsausbildung. Sein deutlich jüngerer Sohn Hannes dagegen war noch jung genug für ein Studium. Man vereinbarte seine vielfältigen Sprachkenntnisse zu nutzen und glaubte an eine Kariere als Direktor von internationalen Hotels.
Hotelier |
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Karli (Karl August) | Lieselotte (Lotti) |
BALSER | REUKAUF |
2. Ehe 09.11.1954 in Darmstadt
| verh. BALSER
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* 23.05.1914 | * 02.10.1923 |
Tientsin/China | Darmstadt |
+ 07.07.1981
| + 28.08.2008 |
Mainz | Darmstadt |
67 | 84 |
4 Kinder
Karli lebte inzwischen allein, getrennt von seiner Frau Ulla, die mit den beiden Kindern in Flensburg wohnte. Karli hatte seine Ausbildung als Hotelkaufmann im Hotel Schellhaas im Schloss Lichtenberg im Fischbachtal im Odenwald erfolgreich beendet, da bekam er bereits sein erstes Angebot. Der Vereinsvorstand des Skiclubs Darmstadt Odenwald (SCDO), Rolf Anspach, der Besitzer eines großen Spielwarengeschäftes in Darmstadt, machte ihm das Angebot, die vakante Hüttenleitung der Darmstädter Hütte im Nordschwazwald bei Ottenhöfen zu übernehmen. Für Onkel Karli war das Angebot zum damaligen Zeitpunkt verlockend. Er konnte wieder sein eigener Herr sein, Kapitän auf seinem eigenen Schiff. Karli kannte die Hütte aus Kinderzeit. Ein altes Foto zeigt ihn zusammen mit meinem Vater Helmut inmitten einer fröhlichen Kinderschar. Er wusste also, was auf ihn zukam, es schreckte ihn aber nicht.
Im Nordschwarzwald erwartete ihn viel Arbeit und wenig Geld, ein Job für Idealisten. Auch Karli fehlte, wie seinem Vater und Großvater, der notwendige Erwerbssinn. Karli willigte zur Freude des Vereinsvorstandes im SCDO ein. Uns Kindern konnte nichts Besseres passieren. Wir hatten ab sofort ein wunderbares Ferienziel, sowohl im Sommer als auch im Winter. Am Ruhesteinhang habe ich das Skilaufen gelernt. Im Langlauf war ich sogar einmal Vereinsmeister des SCDO in meiner Altersklasse. Auch die Kameraden, seine „Crew“, trafen sich gerne bei ihm auf der Hütte. Karlis Hüttenabende mit Akkordeon und seinem kräftigen Gesang bleiben für jeden, der es einmal erlebt hat, unvergessen. Die Darmstädter Hütte wurde für viele Jahre zum Treffpunkt der Familie Balser.
Onkel Karli hatte großes Glück, dass er Lieselotte (Lotti) Reukauf (*02.10.1923 Darmstadt, +28.08.2008 Darmstadt) kennenlernte. Sie war eine auf Gesundheit bedachte und naturliebende junge Frau und die ideale Partnerin für ein Leben auf einer einsamen Hütte im Nordschwarzwald. Lotties Mutter stammte auch aus Gießen, genauer gesagt aus Klein-Linden, einem Stadtteil.
Irgendwann ist auch der größte Idealist am Ende. Nach zehn Jahren Schuften, seine Frau hatte in Darmstadt ein kleines, aber sehr gemütliches Haus geerbt, besann sich Karli seiner großen Fähigkeiten. Schließlich wurde er Geschäftsführer des Roten Kreuzes in Darmstadt. Jahre vorher hatte er einen Versuch anlässlich der Wiederbewaffnung der Bundeswehr gemacht. Wegen Verdacht auf Hautkrebs wurde seine Bewerbung abgelehnt. Karli starb, wie damals alle männlichen Balsers recht früh im Alter von 67 Jahren nach einer OP in Mainzer Klinikum.