balsertreffen.de
Die Balser-Familie ist zahlreich und stolz auf ihre Vorfahren. Berühmt ist das Balserische Aussehen, an dem man bei Familientreffen (z. B. die Hochzeit von Hannerl Hofmann in der Fasanerie in Darmstadt 195"), die angeheirateten von den geborenen Balser leicht auseinander halten kann. Dies gilt aber nur für meine Generation, die meines Vaters und Großvaters, darüber ist Schluss.
Stammvater unserer Familie ist der Geheime Obermedizinalrat und Ministerialrat Dr. August Balser. Fotos aus jüngeren Tagen zeigen ihn mit dunklen Bart und vollen, dunkelbraunen Haaren, nicht typisch Balser. Sein Aussehen war das italienische Erbe seiner Mutter Ortelli, eine dunkle Schönheit. Deren Großvater stammte vom Comer See. Augusts Vater, Pfarrer und Lehrer Daniel Balser, hatte erst im fortgeschrittenen Alter die blutjunge Karoline Ortelli aus Weimar geheiratet. Sie hat ihm fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter, geboren. Die einzige Tochter Carolina ist früh mit 22 Jahren an TBC gestorben und der älteste Sohn Adolf mit 26 Jahren nach San Franzisko in Kalifornien ausgewandert. Beim Tod ihres Ehemannes Daniel war Ururgroßmutter Karoline 51 Jahre alt und musste von einer kleinen Rente leben.
Der in den USA schnell zu Wohlstand gekommene Sohn Adolf animierte seine beiden jüngeren Brüder Georg und Hermann ebenfalls zur Auswanderung (1880). Karöoline blieb der Jüngste, er war nun 22 Jahre alt und studierte Medizin in Gießen. Abitur und Studium waren allerdings nur mit der Hilfe des Ortellischen Stipendiums möglich. Die Familie Balser bestand nur noch aus Mutter und Sohn. Dies schweißte die Beiden zusammen. Es bestand ein inniges Verhältnis, auch zu den Onkeln und Neffen Ortelli, der Familie der Mutter. August Balser sah sich eher als ein Ortelli.
Dass er zum Stammvater der Familie Balser wurde, konnte er damals nicht ahnen. Auch konnte er nicht ahnen, dass seine Ehefrau, Agnes Dieffenbach, die Familie Balser so dominieren würde. Unser berühmtes Balserisches Aussehen ist eigentlich typisch Dieffenbach. Nach Urgroßvater Balser im Aussehen kam einzig seine bildhübsche Tochter Marie. Nicht die beiden Söhne, sondern die Tochter hatte das schmale Gesicht und das klassische Profil ihres Vaters geerbt, aber ohne das Südländische der Ortellis. Die drei Kinder von August Balser hatten weder Vettern, noch Cousinen und auch keine Onkel und Tanten Balser. Die Ortellis wohnten weit weg in Weimar. Enge Beziehungen bestanden zu den Großeltern Dieffenbach und Anverwandten im nahen Grünberg. Dort war Dr. Karl Wilhelm Dieffenbach Baurat, hatte ein großes Haus und ein noch größeres Grundstück mit vielen Fruchtbäumen. Ein Paradies für Kinder. Die Balsers verbrachten viele Ferien in Grünberg. Bei ihrem Dieffenbach`schen Aussehen passten sie wunderbar nach Grünberg.
Ein erstmaliger Zusammenhalt der Balsers untereinander gab es in der darauf folgenden Generation. Großvater Balser hatte vier Söhne, Großonkel Edi hatte zwei Söhne und fünf Töchter und Großtante Mariechen hatte vier Töchter. Nun blieb man weitestgehend unter sich. Dagegen wurde die Bande zu den Ortellis und Dieffenbachs sehr locker. Leider kenne ich meine Vettern und Cousinen 2. Grades , also die Enkel von Onkel und Tante Mariechen, kaum oder gar nicht. Meine Website „balserteffen“ soll meiner Generation und - noch viel mehr - die mir nachfolgenden Generationen helfen, die komplizierten familiären Beziehungen zu durchschauen und zu verstehen.
Darmstadt
2008
Alter Friedhof in Gießen
2008
Bei Henning in Gießen
2008
Gaststätte "Zum Krokodil" in Gießen
2008
Von dort bekam Eni ihr berühmtes Krokodilfleisch
Schiffenberg bei Gießen
2008
Bei Gerald in Gießen
2008
Gleiberg bei Gießen
2008
Rheingau
2012
Bei Inga in Schwalbach am Taunus
2012
Wetzlar
2014
Mein erster Weihnachtsrundbrief
Liebe Cousinen und Vettern, liebe Verwandte, liebe Freunde,
das Jahr 2020 war wegen Corona für das ganze Land eine Heimsuchung. Mich persönlich hat es leider schlimmer getroffen. Das ganze Elend fing bereits im Dezember 2019 an. Meinen 75. Geburtstag konnte ich wenigstens noch genießen. Ein Balser-Treffen war dieser diesmal leider nicht. Er war eher ein Familientreffen meiner Frau. Mein Bruder Henning und seine Gabriele, sowie meine Cousine Inga Gondro, geb. Balser, mit ihrem Christian vertraten die Familie Balser. Wir zusammen mit meiner Schwiegermutter Hildegard und meinen engen Freunden Maggie und Gerhard Einkopf gehörten zu den Alten. Umso mehr freute ich mich – auch hier ganz im Sinne von Eni - über die Gesellschaft junger Leute mit Kindern. Gabis Vettern, Brigittes Söhne Markus und Rafael, fehlen nie bei familiären Ereignissen. Dabei sind auch immer die Ehefrauen Steffi und Gülcin sowie die Kinder Caroline und Teoman. Gestört haben wir niemanden, denn gefeiert wurde in einem abgetrennten Raum des Restaurants Rotes Haus, ein ehemaliges aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kellereigebäude in der Burg zu Rockenberg. Inga und Christian hatten sich im benachbarten Rosendorf Steinfurt nobel einquartiert. Am nächsten Morgen haben wir dort gemeinsam gefrühstückt.
Restaurant Rotes Haus in Rockenberg bei Butzbach
Mein 75. Geburtstag war ein gelungenes Fest und auch ich hätte es voll genießen können, wenn mir meine Urologin nicht einige Tage vorher einen viel zu hohen PSA-Wert mitgeteilt hätte. Nun ist der PSA-Wert als Marker sehr umstritten und die gesetzliche Krankenkasse übernimmt deshalb nicht die Kosten der Laboruntersuchung, dennoch muss dem nachgegangen werden. Auf mich wartete eine Reihe von Untersuchungen bis zur Biopsie und die brachte letzte Gewissheit: ein Prostatakarzinom, sehr klein, im Frühstadium und noch lokalisiert. Da Prostatakrebs sehr langsam wächst, hatte ich genügend Zeit, mich mit den vielfältigen Behandlungsmethoden auseinander zu setzten. Als Hautkrebspatient kannte ich den Ratschlag „weg ist weg“ und entschied mich recht schnell für eine radikale Entfernung der Prostata. Diese OP ist allerdings keine Kleinigkeit und birgt viele Risiken. Es ist geradezu ein Phänomen. Sobald man selbst Betroffener ist, wundert man sich, wie viele das gleiche Leiden haben. Mein mir über die vielen Jahre sehr ans Herz gewachsene Helfer Rund um mein Auto Salvatore Agosta riet mir zur Martini-Klinik in Hamburg-Eppendorf. Er sei dort exakt vor zwei Jahren mit großem Erfolg operiert worden. Die Martini-Klinik sei eine auf die Entfernung der Prostata hoch spezialisierte Privatklinik mit 12 Operateuren und einem ebenfalls hochspezialisiertem Pflegepersonal. Nach einer Woche Aufenthalt habe er wieder nach Hause gekonnt.
Diese Klinik war meiner Urologin wohl bekannt und sie vermittelte mir ein Vorgespräch in Hamburg. Diesen Termin nutzten Gabi und ich, um Hamburg endlich einmal kennen zu lernen. Die vier Übernachtungen im NH Hotel an der Horner Pferderennbahn waren ein Volltreffer. Wir hatten ein Zimmer nach hinten zur Rennbahn, die reinste Idylle. Das Hotel war eine gute Ausgangsbasis, um Hamburg zu erleben. In den vier Tagen haben wir mit Hilfe der Hamburg Card so ziemlich alles Sehens- und Erlebenswerte hineingepackt. Im Mittelpunkt standen der Hamburger Hafen inkl. Hafenrundfahrt, die Landungsbrücken und natürlich die Elbphilharmonie. Durch Sankt Pauli und die Reeperbahn ging es im gebührenden Abstand mit dem Bus.
Unser Lieblingslokal „Luigi's“ im Portugiesenviertel
Sehr schön war es abends im Portugiesenviertel bei unserem Italiener Luigi´s mit den riesigen Pizzen und den beiden großzügigen Flaschen Grappa und Likör auf dem Tisch. Natürlich haben wir uns am Fischmarkt die Seemannskneipe aus der TV-Sendung Inas Nacht angeschaut und nebenan guten Fisch gegessen. Unvergesslich war die Fahrt entlang der Elbchaussee bis nach Blankenese und dem Treppenviertel. Die wunderschönen alten Häuser im steilen Elbufer sind durch unzählige steile Treppen verbunden. Man fühlt sich in die Alpen versetzt. Heiße Schokolade gab es danach in einem urigen Café direkt am Elbestrand. Eppendorf liegt nicht weit von der Außenalster. Die vorneh-men Stadtviertel direkt am Wasser auf beiden Seiten sind mit dem Auto gar nicht so leicht zu besichtigen. Man will verständlicher Weise keinen Durchgangsverkehr, daher fuhren wir auf engen Straßen viel im Zickzack.
Die Elbphilharmonie
Der Eindruck vor Ort bestätigte die sehr guten Beurteilungen der Martini-Klinik. Sie ist ein überschaubares Gebäude mit dem Charme eher eines Hotels als einer Klinik. Elegante Lounges boten eine Fülle kostenloser Getränken und Snacks. Knackpunkt war allerdings, einen zeitnahen OP-Termin zu finden. Wenn ich nicht weit ins Jahr 2020 gehen wollte, blieb mir nur der unbeliebte OP-Termin vor Weihnachten. Dass die Martini-Klinik bereit war, mich mit meinen 75 Jahren überhaupt zu operieren, war schon ein Glück. Denn bei Personen über 70 Jahren ist die Martini-Klinik mit dem Angebot einer OP sehr zurückhaltend. Ohne entsprechende Gesundheitsnachweise, z.B. vom Kardiologen, hätte man bei mir eine OP abgelehnt. Erster Wermutstropfen: Die gewünschte minimalinvasive OP mit dem DaVinci-Robotor wurde mir nicht empfohlen.
Am 12. Dezember 2019 um 13.30 Uhr war es so weit. So unproblematisch, wie gedacht, war meine OP dann leider doch nicht. Mein Blutverlust war grenzwertig und es wurde vermutet, dass ich blutverdünnende Medikamente verschwiegen hätte. Während der OP entschied man sich auf die Entfernung von 47 Lymphknoten. Die anschließende histologische Untersuchung war Gott sei Dank ohne Befund und somit gelte ich laut Operateur als geheilt. Leider wurden während der OP die Nerven in beiden Leisten gereizt und das Gehen fiel mir schwer. Die Prognose, diese Beschwer-den gingen von alleine wieder weg, das brauche aber seine Zeit, war für mich ein schwacher Trost. Auch die Lymphe hat es jetzt nicht einfach bei der Suche nach einem neuen Weg, vor allem im linken Bein. Urologisch war aber alles in Ordnung und bereits am 6. Tag nach der OP saß ich im Auto nach Gießen. Die übliche dreiwöchige Anschluss-Reha in Bad Wildungen konnte ich mir bei meinem immobilen Zustand einfach nicht vorstellen. Die notwendige Reha musste ambulant erfolgen. Also habe ich mir Stützstrümpfe besorgt und habe Termine für eine Lymphdrainage und die urulogische Reha vereinbart.
Private Martini-Klinik
Eine sehr gute Erinnerung werde ich aus Hamburg mitnehmen. Gabi und ich hatten uns am Vortage der Einquartierung in der Martini-Klinik in dem auf dem gleichen Gelände befindlichen Dorint Hotel eingecheckt. Dies war äußerst praktisch, denn meine Gabi konnte ganz in meiner Nähe übernachten. Dieser Komfort war aber trotz eines Klinik-Rabatts nicht ganz billig. Mit uns im Fahrstuhl fuhr ein äußerst sympathisch aussehen-der Herr, einige Jahre jünger als ich. Den traf ich nach der OP bei den Gehübungen im Klinikflur wieder und sprach ihn an. Auch er war am 12.12. operiert worden und ich beneidete ihn, weil er die OP offenbar wesentlich besser weggesteckt hatte. Er war ohne Begleitung und sehr dankbar für unsere Gespräche, auf die ich mich auch schon freute. In kürzester Zeit standen wir in einem herzlichen Verhältnis. Warum war er alleine? Nach der Aufgabe seiner Praxis als Facharzt hatte er sich auf Gran Canaria ein Haus gekauft. Das Glück war von kurzer Dauer. Zunächst erkrankte seine Frau an Krebs und noch während deren Chemo-Behandlung bekam auch er die schlechte Nachricht Prostatakrebs. Wegen des angegriffenen Gesundheitszustandes seiner Frau war an eine Begleitung im Flieger nach Deutschland nicht zu denken. Kinder, die hätten einspringen können, gab es nicht. Am gleichen Tag wie ich wurde er entlassen, bekam aber bereits zwei Tage später den Dauerkatheter gezogen. Ich dagegen musste diesen 4 Wochen mit mir herumschleppen. In der Martini-Klinik konnte er nicht bleiben, die brauchen die Betten. Also nochmals zwei Übernachtungen im benachbarten Dorint Hotel und dann im Flieger ab nach Gran Canaria. Der Glückliche. Leider nicht. Er erzählte mir, dass er im Februar wieder nach Deutschland fliegen müsse. Er habe einen Termin in der Lungenkrebsklinik in Heidelberg, also genau in der Klinik, wo mein Bruder Henning drei Mal operiert wurde. Bei der PET CT hatte man diesen Tumor entdeckt. Jetzt beneidete ich ihn nicht mehr. Ich wünsche ihm ganz fest das Glück meines Bruders. Inzwischen hat Gerhard mir berichtet, dass der Lungenkrebs gutartig ist.
Unterm Strich war es gut für meine Nerven, dass ich nicht so genau wusste, auf was ich mich mit der OP eingelassen hatte. Das Tal der Tränen wurde durchschritten. Die gefürchtete Nachbehandlung mit Bestrahlung und Chemo blieb mir wenigstens erspart. Mein Sportfreund aus dem WOF, Horst Lepper, machte mir Mut. Aus eigener Erfahrung wisse er, in einem Jahr spätestens wäre ich wieder der Alte. Doch selbst das Autofahren war anfänglich eine Herausforderung. Inzwischen habe ich im Rahmen meiner autojournalistischen Tätigkeit den neuen VW Passat GTE Variant, auch auf langen Strecken, problemlos getestet. Was mir zu meinem Glück noch fehlt, sind meine geliebten Fahrradtouren. Ende Juni wollen wir zusammen mit unseren Freunden Maggie und Gerhard für ein verlängertes Wochenende nach Holland. Da müssen unsere E-Bikes natürlich mit. Gerade rechtzeitig, Mitte Juni, fand ich endlich den Mut, wieder aufs Rad zu steigen. Erst ganz vorsichtig nur eine kurze Runde, dann immer mutiger. Zunächst ging es ins Städtchen in mein Stamm Café Vecchia Citta und einen Tag nach unserem Hochzeitstag wurden 22 km tüchtig geradelt auf dem schönen Lahnweg zum Besuch der Schwiegermutter nach Allendorf.
Wieder ein verlängertes Wochenende mit Maggie und Gerhard in Holland
Mitten in meine Rehabilitation platzte die Korona-Pandemie. Mit meinen 76 Jahren und so kurz nach einer schweren OP gehöre ich natürlich zur Risiko-Gruppe. Meine physiotherapeutische Behandlung wurde vorsichtshalber unterbrochen. Nach der verpassten Reha in Bad Wildungen nun auch noch dies. Meine Gabi versuchte vergeblich ihre Besorgnis vor mir zu verbergen. Gott sei Dank habe ich anscheinend die natürliche Fitnes und gesundheitliche Konstitution meiner Mutter geerbt. Meine Fortschritte waren auch ohne Hilfe enorm.
Der Lackmustertest sollte der steile Auf- und Abstieg vom Rathausplatz in Marburg zum Schloss sein. Meine Gabi kam bergauf mit meinem Tempo kaum mit. Zu meiner Überraschung ging mir die Luft nicht aus und die Beine hielten auch durch. Das ist deswegen so erstaunlich, da ich seit Dezember nicht mehr in meinem Fitness-Studio trainiert habe. Die ersten drei Monate war es mir ärztlich verboten und danach wurde die Muckibude wegen Corona dicht gemacht. Wahrscheinlich ging es nicht nur mir so. Die Corona-Krise wurde mir zu teuer. Meine Konfektionsgröße hatte sich um eine Nummer erhöht. Ganz langsam trennte ich mich von Hosen und Poloshirts. Florida und die USA waren in die Ferne gerückt. Jetzt konzentrierte ich mich auf Wertheim Village und Fox Town bzw. das Paul & Shark Outlet am Lago Maggiore. Aber zunächst nutzten wir jede Gelegheit für Tagestouren in der näheren Umgebung.
Tagestouren nach Büdingen und Würzburg
Hinsichtlich der Testwagen ging es Schlag auf Schlag. Ende Juli bekam ich für 14 Tage den kompakten Performance 300 PS-Flitzer VW T-Roc R. Mit dem ging es ab nach Cannobio am Lago Maggiore. Die Planung der Tests und das Schreiben bzw. die Vorbereitung der Testberichte verdrängte die schweren Tage der eingeschränkten Bewegungsfreiheit. So habe ich das Schlimmste ganz gut überstanden.
Mit meinem Testwagen VW T-Roc R in Canobbio
Canobbio im Hochsommer hat uns besonders gut gefallen. Um diese Zeit ist richtig viel los, aber wegen Corona mit gebremstem Schaum. Die große schattige Liegewiese kam mir sehr entgegen. Dazu die Gelegenheit, gemütlich eine Cappucino zu trinken. Natürlich haben wir die Highlights alle wieder abgeklappert. Auch meinen besonders geschätzten Charakter-Darsteller Matthias Habich haben wir wieder gesehen. Er hat einen Wohnsitz im naheliegenden Schweizer Nobelort Ascona.
In unserem geliebten Canobbio
Die Rückreise über Staufen im Breisgau war für Gabi der Hit. Sie hat große Probleme, geeignete und schöne Kleider für sich zu finden. In Oberstaufen gibt es nicht nur gute Weine. Sie hatte die Wahl der Qual. Den Beweis habe ich in unserer Wohnung aufgehängt.
Wunderschönes Staufen im Breisgau. Da will meine Gabi unbedingt wieder hin.
Viele Bürger haben Phantasie bei der Verarbeitung der Coroa-Krise bewiesen. Bei meinen Spaziergängen habe ich viele witzige Bespiele von Problembewältigung entdeckt. Die ganze Welt hat über uns gelacht. In Frankreich wurden wegen der Hamsterei die Nudeln knapp, in Frankreich der Rotwein und die Kondome und in Deutschland Klopapier.
Impressionen in Gießen
Bei dem guten Ausgang meiner Prostata-OP in Hamburg hatte ich mich eigentlich auf einen schönen, entspannten Sommer eingestellt. Leider dauerte dieser nicht allzu lange. Immer wieder fasste ich mich an die linke Schläfe und kontrollierte die Haut bzw. die Narben meiner Spinaliom-OP in Wetzlar im November 2018. Irgendwann im Juli 2020 entdeckte ich eine raue Stelle. Grundsätzlich ist das für meine unruhige Haut kein Grund zur Aufregung. Dennoch ließ ich mir, als nach 14 Tagen keine Besserung eintraf, bei meinem Hautarzt Dr. Führer einen Termin geben. Leider bekommt man den auch nicht gerade am nächsten Tag. Im August bekam ich den histologischen Befund über ein rezidives Spinaliom. Wahrscheinlich ist bei der OP in Wetzlar etwas zurück geblieben, das, leider unsichtbar, unter der Haut weiter wuchs. Die geringe Tumordicke, etc. der Probe gaben allerdings Anlass zur Hoffnung. Dennoch, ich hörte zum vierten Mal in meinem Leben die Diagnose Krebs.
Die verbleibende Zeit bis zur OP-Reihe nutzte ich zu einem zweiten verlängerten Wochenende in Holland und wunderschönen Tagestouren, z. B. ins alte Fachwerk-städtchen Herborn und nach Wissembourg im nördlichen Elsass.
Holland ist immer eine Reise wert.
Die schöne Fachwerkstadt Herborn an der Dill
Muscheln für Gabi waren die Empfehlung des Hauses. Ich bevorzugte lieber die knusprige Ente.
So zog ich am 7. September zur OP mit lokaler Betäubung in die Hautklinik des Uniklinikums Gießen-Marburg ein. Die Wetzlarer hatten den Tumor nach vier OPs entfernt, von den Marburgern erhoffte ich eine schnellere Lösung. Wie naiv man doch ist. Nach fünf OPs waren die Marburger Hautärzte an ihre Grenzen gestoßen und der Prozess noch nicht zu Ende.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gut Lachen. Da wusste ich noch nicht, was auf mich zukommt.
Die Klinik für Mund, Kiefer und Gesichts-Chirurgie übernahm meinen Fall. Neue Station im gleichen Gebäude. Am 21. September wurde ich zum 6. Mal operiert, in Gebieten, in die sich die Hautärzte nicht getraut hatten. Und tatsächlich räumten die bei Vollnarkose und mit einer Schnittlänge von 12 cm mit dem Spinaliom gründlich auf. Nun hoffte ich auf einen für mich befriedigenden Befund und auf eine letzte OP zur Schließung der Wunde durch eine Hauttransplantation. Bisher war diese ja nur provisorische geschlossen worden.
Leider bestätigte eine CT den Verdacht, dass der Krebs weiter gewandert war. Die 7. OP wurde als große OP geplant. Am Dienstag, 13. Oktober um 8:00 Uhr war es so weit. Als ich aufwachte lag ich auf der Intensivstation und es war bereits Mittwoch. Ich hatte 14 Stunden im OP-Saal gelegen. Man hatte mir die linke Ohrspeicheldrüse und am linken Hals einige Lymphknoten entfernt. Die Wunde an der Schläfe wurde mit Haut vom Rücken geschlossen. Das Ergebnis des histologischen Befunds bestätigte den Verdacht. Einige Lymphknoten und die Ohrspeicheldrüse waren tatsächlich befallen. Die gute Nachricht: es besteht kein Anlass zur Annahme der Existenz von Fernmetas-tasen, z.B. in der Lunge.
Eine OP im Gesichts- und Halsbereich ist nicht ohne Risiko. Man will sich die Möglichkeiten gar nicht ausmalen. Mein linkes Ohr wirkte für mich wie angeklebt, wie ein Fremdkörper. Inzwischen schmerzt es leicht und das Gefühl kommt zurück. Leider steht es etwas ab. Wesentlich unangenehmer war die Aufforderung des Arztes, meine Zunge und meinen Mund zu bewegen. "Machen Sie einmal einen Kussmund!" Die linke untere Hälfte meines Mundes wollte nicht so, wie ich es wollte. In Oberhessen heißt das „schebbes Maul“. Den Mund konnte ich nur leicht öffnen. Zubeißen, Kauen und Trinken wurden zum Problem.
Es war selbst für mich überraschend, wie schnell und gut man die enormen Strapazen wegsteckt. Am Mittwochabend konnte ich bereits mit Hilfe eines Pflegers das Bett verlassen. Nur der Appetit wollte sich nicht einstellen. Das war sehr schade, denn ich hatte kein normales Klinikessen (Wahlleistung). Gabi sprang für mich ein. Ihr hat es richtig gut geschmeckt. Viel wichtiger für mich war es, jedes Mal ein Einzelzimmer zu ergattern.
Ich wunderte mich über die kurzfristig angesetzte weitere große OP. Für die Ärzte war es offensichtlich kein Risiko, mich bereits an dem folgenden Montag (19. Oktober) zur endgültigen Schließung der Wunde mit einer erneuten Transplantation der Haut, diesmal vom linken Oberschenkel, einzuplanen. Nach 1 1/2 Stunden konnte ich den OP-Saal bereits verlassen. Zur Überraschung der Ärzte sah das "Provisorium" sehr gut aus und man hoffte, eventuell auf eine weitere aufwendige Hauttransplantation verzichten zu können. Außerdem könnte dadurch kostbare Zeit gespart werden, denn auf mich wartet im Strahlenzentrum Marburg. Bereits am 3. November hatte ich mein Vorgespräch. Bei trockenem Wetter machen Gabi und ich kleine Spaziergänge um den Schwanenteich. Am 5. November war ich erneut in Marburg zum Verbandwechsel. Der Optimismus war leider verfrüht. Die Heilung der Kopfwunde war bislang erfolgreich verlaufen, aber nun stellte der Arzt fest, dass im oberen Schläfenbereich Teile der transplantierten Haut abgestorben waren. Also doch noch eine abschließende OP am 9. November.
27.10.20: 14 Tage nach OP - Spaziergang am Schwanenteich
Verdammt noch mal! 8 Stunden OP sind kein Zuckerschlecken. Dennoch, auch diesmal habe ich alles gut überstanden. Am 19. November gab es nochmals eine CT zum Vergleich vorher-nachher und dann, am 1. Dezember hatte ich die erste meiner 30 Bestrahlungen. Erst am 13. Januar 2021 wird die Prozedur beend
Balsam für meine geschundene Seele war die Weihnachts-Email von Prof. Hahn. Über die lieben und guten Wünsche und den schon fast freundschaftlich gehaltenen Text habe ich mich sehr gefreut und bin auch ein bisschen stolz. Schon außergewöhnlich finde ich sein Angebot, mich im Notfall der Mayo Clinc in den USA zu vermitteln. Als ehemaliger Chef von VW in den USA hat er sicherlich sehr gute Kontakte.
Inzwischen bin ich Mitten drin in der Strahlentherapie. Man hatte mir prophezeit, die ersten beiden Wochen wären erträglich, aber dann kämen die Nebenwirkungen mit Macht. Und so war es auch. Inzwischen plagen mich Schluckbeschwerden und Übelkeit, die zunächst in Wallungen auftrat und mich nun bereits permanent plagen. Dazu kommt der gallenbittere Geschmack, der jedes Essen und Trinken gleich ungenießbar macht. Meine geliebte Weihnachtsgans kann ich in diesem Jahr vergessen und Enis leckerer Hühnersalat zu Neujahr ebenfalls. Meine letzte Bestrahlung wird am 13. Januar sein. Bis dahin muss ich durchhalten. Mich zerreißt es fasst, wenn ich das besorgte Gesicht meiner Gabi sehe. Gefreut habe ich mich über die zahlreichen Besserungswünsche und Briefe und Telefonate der Anteilnahme. Es ist gut zu wissen, dass man nicht vergessen ist in schweren Zeiten.
Ich wünsche Euch Lieben trotz „lock down“ ein hoffentlich frohes Weihnachtsfest. Wenn auch hier und da in kleiner Runde. Kommt gut rein in das Jahr 2021, das hoffentlich so schön wird, dass wir 2020 schnell vergessen.
Herzlichst Euer Gerald